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Channel: Bayer – DER KLIMA-LÜGENDETEKTOR
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Chemieindustrie: Klimaschutz gewünscht

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Gleich mehrere Missverständnisse räumt die Chemieindustrie in ihrer neuen Werbekampagne aus. Bislang dachte man ja, Unternehmen gehörten ihren Anteilseignern, Aktiengesellschaften beispielsweise den jeweiligen Aktionären. Aber nein, die deutschen Chemiefirmen gehören uns allen! „Ihre Chemie“, heißt jedenfalls die großangelegte Kampagne. Und wer bisher meinte, Wirtschaftsunternehmen hätten das Ziel, Gewinne zu erwirtschaften, wird ebenfalls eines Besseren belehrt: Das Ziel der deutschen Chemieindustrie ist nämlich, „die 10 wichtigsten Wünsche der Deutschen“ zu erfüllen.

In der Annonce treten zehn Menschen auf, in den zugehörigen Textchen geht es um „Wünsche“ wie soziale Gerechtigkeit, Gesundheit oder Wohlstand.

Und Wunsch Nr. 6 ist dieser:

Emissionsminderung um mehr als Drittel klingt prima, oder? Doch ein Großteil dieser Senkung hat weniger mit der Sorge der Chemiebranche ums weltweite Klima zu tun als mit dem  Zusammenbruch der DDR-Industrie nach der Wiedervereinigung.

Wir fragten die Pressestelle des Verbandes der Chemischen Industrie, um welche absoluten Mengen an Treibhausgasen es in der Annonce eigentlich geht und wie sich die gefeierte Emissionsminderung im Detail zusammensetzt. Als Antwort bekamen wir ein buntes Faltblatt und eine hübsche Broschüre, die aber zu unseren Fragen wenig aussagen. Deshalb müssen wir uns hier auf andere Quellen stützen: Laut einem Bericht des Bundesumweltministeriums hat die Chemiebranche zugesagt, ihre Klimagas-Emissionen zwischen 1990 und 2012 von gut 91 Millionen Tonnen auf höchstens 50 Millionen Tonnen zu reduzieren, um gut 40 Millionen Tonnen also. Und in einer Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) über die Umweltfortschritte in der Ex-DDR aus dem Jahr 2000 findet sich dieser Satz:

Um rund 30 Millionen Tonnen sank demnach der jährliche Kohlendioxid-Ausstoß der ostdeutschen Chemiebranche, vor allem durch Werksschließungen und die Abschaltung alter Braunkohlekraftwerke – was allein bereits knapp drei Viertel der von der gesamten Chemieindustrie zugesagten Emissionsenkungen entspricht!

Überhaupt tritt die Branche jenseits bunter Annoncen wenig vorbildlich auf: Als vor rund zehn Jahren der EU-Emissionshandel eingeführt werden sollte, wehrte sich der Verband der Chemischen Industrie (VCI) mit Händen und Füßen. Wann immer es seitdem um Details des Emissionshandels geht, fordert die Chemie großzügige Sonderregelungen – und malt dabei schonmal das Schreckgespenst einer „Deindustrialisierung unseres Landes“ an die Wand.

Auch die Klimabilanz der einzelnen Unternehmen ist weniger rosig: BASF wurde vom Umweltverband Germanwatch vor einigen Jahren zum „Klimasünder des Monats“ gewählt. Und Bayer hat nach Angaben der Coordination gegen Bayer-Gefahren bei seinen Klimaaussagen phantasievoll getrickst; vermeintliche Senkungen des CO2-Ausstoßes gingen „größtenteils auf den Verkauf einer Unternehmensbeteiligung und den gestiegenen Fremd-Bezug von Energie“ zurück.

Nunja, zu unseren 10 Wünschen an die Chemieindustrie gehören mehr Wahrhaftigkeit in Sachen Klimaschutz – und mehr (echte) Erfolge.

P.S.: Nach Erscheinen unseres Textes erhielten wir vom Verband der Chemieindustrie (VCI) noch weitere Zahlen. Demnach sanken die energiebedingten Emissionen deutschlandweit zwischen 1990 und 2008 von 65,4 auf 46,6 Millionen Tonnen (daneben wurden auch Emissionen von Lachgas deutlich gemindert). In der Tat, so der Verband, habe man einen Großteil der Senkung durch die Abschaltung alter Braun-, aber auch Steinkohle-Kraftwerke erreicht. Zur ostdeutschen Chemie nennt der VCI weiterhin keine Emissionsdaten – es heißt lediglich, man habe „15,4 Mrd. Euro auf dem Gebiet der ehemaligen DDR“ investiert; die „Energieeffizienz bei bestehenden Anlagen wurde so verbessert, und effiziente neue Anlagen ersetzten veraltete Produktionsstätten“. Und der VCI betont: „Die Minderung in Ostdeutschland wurde aber nicht wie in vielen Regionen Osteuropas dadurch erreicht, dass die Produktion einfach stillgelegt wurde: Teilweise übernahmen die effizienten westdeutschen Betriebe Kapazitäten. Zudem wurde die ostdeutsche Chemie auf dem neuesten Stand der Technik wieder auf- und sogar ausgebaut: Heute produziert die Chemie insgesamt und auch die ostdeutsche Chemieindustrie wieder deutlich mehr als 1990.“

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